Ruthard Wolf ist erfahrener Brauer und bekannt in der Hobbybrauer-Szene. Seine Braumischungen werden von uns produziert und vertrieben. Jede Braumischung ist so konzipiert, dass sie sowohl mit einfacher Ausstattung, z.B. mit einem Einkocher, wie auch mit Malzrohrsystemen gebraut werden kann. Erfahre mehr über das Leben und den Werdegang von Ruthard Wolf in folgendem Interview.
Im Interview mit Ruthard Wolf | Sebastian Bauer
Wodurch kam deine Verbindung mit Bier zustande und welche Rolle spielt(e) Bier in deinem Leben?
Wir waren schon immer eine Selbermacherfamilie. Meine beiden Großelternpaare hatten Schrebergärten und haben so ihre Familien durch zwei Weltkriege, zwei Geldvernichtungen und zwei Diktaturen gebracht. Obst, Gemüse, Sauerkraut, eingelegte Gurken, alles kam aus eigener Produktion auf den Tisch. Ich war natürlich seit frühester Jugend in die Gartenarbeit und die Herstellung von Lebensmitteln eingebunden. Mächtig stolz war ich, als ich Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts nach der berühmten Hobbytheksendung im WDR meiner Familie selbstgebrautes Bier präsentieren konnte. Gewundert hatte mich nur sehr, dass mir meine Oma Tipps gegeben hatte, was man anders und besser machen könnte. Es hat sich dann herausgestellt, dass meine Oma vor dem zweiten Weltkrieg selbst Bier gebraut hatte.
1939 gaben die Nazis dann ein neues Gesetz heraus, was das Heimbrauen sehr eingeschränkt hat. Das waren Zeiten zu denen man sich besser nicht mit der Obrigkeit angelegt hat und so hat meine Großmutter das Heimbrauen aufgegeben. Nach dem Krieg hatte man dann andere Sorgen als zuhause Bier zu brauen, und so war das erstmal in der Versenkung verschwunden, bis ich das wieder hervorgeholt hatte. Ich habe dann noch sehr viel von meiner Großmutter gelernt und dann kam noch dazu, dass wir in meiner Heimatstadt eine große Brauerei hatten, die wie viele andere von Binding aufgekauft und dichtgemacht wurde. Einige Brauer wurden von Binding übernommen, aber die meisten sind in andere Berufe gewechselt, was sie nicht davon abgehalten hat, zuhause im Keller weiterzubrauen. Von diesen Brauern habe ich dann gelernt, wie man auch mit haushaltsüblichen Mitteln Bier in professioneller Qualität herstellen kann. Fast wäre sogar Brauer und Mälzer mein Beruf geworden, aber wegen des damaligen Brauereisterbens schien das kein Beruf mit Zukunft zu sein. Ich habe dann in München und in der Schweiz studiert und eine kaufmännische Laufbahn eingeschlagen. Später kam dann noch der Berufspilotenschein dazu.
Wie kamst du dann dazu eigene Bier-Rezepte zu entwickeln und wie haben sich diese verbreitet?
Ich habe dann in Australien als Pilot gearbeitet und fast zwanzig Jahre dort gelebt. Neben Passagierfahrten mit Heißluftballonen habe ich für verschiedene Gesellschaften Flugzeuge überführt und ein Luftfahrtunternehmen verbindlich geleitet. So konnte ich viel von Australien kennenlernen und habe natürlich wie viele Australier auch, zuhause Bier gebraut. Irgendwann kam dann der Wunsch auf, selber Rezepte zu entwickeln und Biere, die mir sehr gefallen haben, aber nur sehr schwer zu bekommen waren, nachzubrauen. So ist z.B. das “Pacific Ale” entstanden, welches ich auf vielfachen Wunsch als Braumischung seit 2017 auch in Deutschland verkaufe.
Wie heißen deine bisherigen Braumischungs-Kreationen?
Nach dem “Pacific Ale” 2017 kam jetzt meine zweite Braumischung für den Verkauf bei Hopfen und mehr heraus: “Dazzledorpher”, ein Altbier. Jetzt ganz neu und demnächst verfügbar erscheint das “Tango Mandarina” Pale Ale mit unaufdringlichen Mandarinennoten und dezenter Bittere im Geschmack. In Zukunft soll dann noch ein Stout dazu kommen und danach schauen wir weiter. Es gibt eine schöne Übersicht meiner Bieretiketten, die ich ebenfalls selbst gestalte. Dabei halte ich denselben unkonventionellen Stil ein und gebe so meinen Bierkreationen ein gemeinsames Gesicht.
Mein “Pacific Ale” Rezept hatte sich ab 2017 schnell über das große Hobbybrauerforum im Internet verbreitet. Ich bin dort mit fast 7.500 Beiträgen unter den zehn aktivsten von über 15.000 Teilnehmern. Ebenso bin ich in entsprechenden Facebook Gruppen unterwegs wo ich viel Feedback zu meinen Braumischungen bekomme.
Was ist der Hauptgrund bei Hopfen und mehr deine Rezepte zu publizieren und was sind deine Tipps für Braubeginner?
Ich finde es toll, dass meine Braumischungen bei Hopfen und mehr in Produktion gehen und dort vertrieben werden. Jede Braumischung ist so konzipiert, dass sie sowohl mit einfacher Ausstattung, zum Beispiel mit einem Einkocher, wie auch mit Malzrohrsystemen gebraut werden kann. Eine ausführliche Brauanleitung hilft Einsteigern, mit dem Brauvorgang gut zurecht zu kommen. Jede Anleitung enthält einen QR-Code, mit dem ich gerade ein Hilfesystem aufbaue.
Mein Tipp für Braubeginner: Nicht zu groß anfangen! Die 20 Liter-Klasse finde ich ideal, so hat man eine Menge, von der man zehren kann, hat aber auch die Möglichkeit viele verschiedene Sorten auszuproBieren, statt 200 Liter von nur einer Sorte im Keller zu haben. Ich wünsche allen viel Spaß beim Bierbrauen!