Zu Besuch bei KommproBier, dem 1. Craft Beer Shop am Bodensee - Interview mit den Inhabern Uli & Helmut
Wie hat das mit Euch und der Liebe zum Bier angefangen?
Uli: Wir hatten hier nebenan schon immer ein Geschäft für Spritzguss als unser Grundstandbein. Bevor wir angefangen hatten waren ich noch gar kein Biertrinker. Helmut trank immer schon gerne Bier, aber es war ihm oft zu langweilig, immer dasselbe Bier zu trinken. Eines Tages hat der Bruder von Helmut ein besonders gutes Bier aus München mitgebracht, das auch mich überzeugte. Das war dann quasi unsere Geburtsstunde und wir begannen gemeinsam mit der Online-Suche nach besonderen Craftbieren!
Helmut: Dann haben wir uns überlegt, wo wir noch mehr solcher Besonderheiten einkaufen könnten. Kurz organiserten wir die ersten Verkostungen. Auch Food-Parings waren angesagt: Z.B. "Bier und Käse" oder "Trapistenbier und Wild". Und ganz schnell waren wir schon bei 120 verschiedenen Bieren, die wir immer da hatten.
Uli: Im Januar 2015 wurden hier in Langenargen dann weitere Räumlichkeiten frei und im Februar hatten wir dann tatsächlich schon fest beschlossen, den Schritt zu wagen, diese Fläche anzumieten und ein Geschäft für Craft Beer zu eröffnen. Am 22. Mai war dann unsere Eröffnungsfeier. Wir haben uns anfangs nur vorgestellt, unseren eigenen Kosum mit dem Gewinn abzudecken und vielleicht noch etwas für den Urlaub übrig zu haben. Aber tatsächlich schieben wir hier jeden Monat ca. 15-18 Paletten durch und es gibt glücklicherweise ein großes Interesse an dieser Vielfalt an Bieren.
Welche Biersorten habt Ihr beispielsweise da und wie viele?
Helmut: Auf unserer Mischkistennsel stehen immer ca. 100 bis 150 verschiedene Sorten aus Bayern, Franken und Allgäu im stetigen Wechsel zur Auswahl. Hier kann man sich bei uns nach Belieben einen Kasten zusammenstellen. Außerdem haben wir eine Auswahl von über 600 Craftbieren. Die meisten Biere sind immer da. Wir verkaufen allerdings keine Massenware, ergo nichts, was es im Supermarkt nebenan gibt. Wir konzentrieren uns auf die Vielfalt außergewöhnlicher Biere, die es hier in der Region nicht gibt.
Uli: Leider gibt es viele Brauereien, die mittlerweile aufgehört haben bzw. aufhören mussten. Wir haben z.B. von Brandy Bräu die Restbestände aufgekauft. Die Hopfenmeister Braumanufaktur hat auch leider vor kurzem mit dem Verkauf aufhören müssen. Ihre Flaschen schmücken immer noch unseren Eingangsbereich. Biere die es seit 2015 schon gab, verkaufen sich mittlerweile nicht mehr so gut. Wir stellen fest, dass die Masse tendenziell immer etwas Neues ausprobieren möchten.
Helmut: Es gibt auch viele "Untappd" Mitglieder (www.untappd.com) die einfach alles mal ausprobieren möchten, um es quasi auf "der Liste des Probierten" abhaken zu können.
Die Craftbeer-Leute sind nämlich ein eigenes Völkchen und immer auf der Suche nach dem besonderen Erlebnis: das erste Pale Ale, das erste IPA.
Es wird aber immer schwieriger diesen Aha-Effekt zu erreichen. Wir haben bei bestimmten Brauerei z.T. palettenweise besellt und nur noch in kleinen Mengen. Der Tuchen wird nicht größer, aber durch die vielen Brauerei, die dazu kommen, werden die Stücke immer kleiner. Man könnte sagen, dass viele Biere der ersten Stunde weggefallen sind. Dafür sind wiederum Neue hinzugekommen.
Wie groß ist Euer Einzugsgebiet und habt Ihr besondere Events?
Helmut: Wir sind hier ja im Dreiländereck: Deutschland, Österreich und Schweiz. Sehr viele Kunden kommen von weit her, z.B. aus München, Stuttgart oder dem Allgäu und kombinieren gerne ihre Verwandschaftsbesuche am See mit einem Besuch bei uns. Bereits jetzt haben Reservierungen bis in den November hinein. Viele planen im Voraus ihren Urlaub am See und kommen dann zu uns. Wir haben 2 unterschiedliche Dauerevents, zum einen den "Tag der offenen Flasche" immer am 1. Freitag im Monat. Hier haben wir immer 5 verschiedene Bier am Fass. Außerdem sind 600 Biersorten stets gekühlt, die ebenfalls "proBiert" werden können.
Zum anderen veranstalten wir regelmäßig geführte Verkostungen mit unterschiedlichen Themen wie z.B. "Das Für und Wider des Reinheitsgebots". Während der Hopfenernte kommt immer jemand vom Hopfengut No 20 vorbei, um etwas über den Hopfen und die Hopfenernte zu erzählen. Da haben wir in unserem "KommproBier-Wohnzimmer" dann einen kleineren Kreis von bis zu max. 35 Personen, die am Event teilnehmen können.
Uli: In unserem Biergarten finden auch jedes Jahr kleinere Konzerte statt. Bei unserem 7-jährigen Jubiliäum hatten wir 5 Bands da und insgesamt 400 Leute waren zu Gast.
Im August 2023 haben wir dann 8-jähriges und möchten wieder etwas Großes veranstalten. Jetzt am 7. Juli haben wir etwas Besonderes vor.
Es ist geplant, dass der regionale Hobbybrauer-Stammtisch hier bei uns mit dem Braumeister 50 Liter einen Tag lang über ein Bier braut.
Hopfen und mehr sponsert freundlicherweise die Zutaten für den Sud und wird das Event etwas dokumentieren.
Wie viele Flaschen habt Ihr durchschnittlich da?
Uli: Es sind i.d.R. 22.000 Flaschen lagernd hier. Unsere gesamte Einrichtung und unsere Regale sind generell im Retro-Stil. Es stehen grundsätzlich leere Flaschen als Anschauungsobjekte in den Retro-Schränken. Wenn ein Kunde dann ein bestimmtes Bier kaufen möchte, holen wir es für ihn direkt aus dem Kühlraum, wo es artgerecht kühl und dunkel gelagert wird. Wir haben den ganzen Craft Beer Shop auch mit getrocknetem Mandarina-Hopfen dekoriert. Diese Hopfensorte hält getrocknet länger als andere Hopfensorten, mussten wir feststellen.
Welches sind Eure persönlichen Lieblingsbiersorten?
Helmut: Das sind die, welche wir noch nicht probiert haben! Wir freuen uns bei jeder Lieferung, neue Biere "proBieren" zu können. Ansonsten sind Biere, die wir immer gerne trinken von Schönramer bzw. allgemein helle Biere.
Was gibt es über Bier-Geschenke zu sagen?
Uli: Bier-Geschenke sind ein großes Thema. In diesem Kontext arbeiten wir mit der Behinderten-Werkstatt Weissenau zusammen. Die produzieren in Handarbeit schöne Bierkästen aus Holz oder die so genannte "Männerhanddasch", das sind Holzträger für 6-8 Biere. Für diese verlangen wir keinen Aufschlag, so kommt der gesamte Erlös dieser Bierkästen aus Holz auch dieser Einrichtung zugute. Wir vervollständigen die Kästen dann mit den entsprechenden Flaschen auserwählter Craft Beer Sorten.
Gibt es sonst noch etwas Wichtiges zu sagen?
Helmut: Geplant sind ein Upgrade der Website und ein monatlicher Newsletterversand. Wir freuen uns, ein Symbol für Craft Beer in der gesamten Region zu sein und noch mehr Menschen von so besonderen Bieren zu überzeugen. Wir arbeiten stets kreativ daran, für Abwechslung zu sorgen und unsere Gäste mit besonderen Veranstaltungen zu unterhalten. Ein Hoch auf das Craft Beer!