Parallel zu unserem Projekt "Wir verfilmen deinen Brautag", welches im August gestartet ist, beginnen wir einige erfahrene Hobbybrauer zu interviewen und Euch an Ihren Erfahrungen aus der Praxis teilhaben zu lassen. Vielen Dank schon jetzt an die Hobbybrauer, mit denen wir bereits schon Interviews führen durften. Im Folgenden präsentieren wir Euch das erste Interview mit dem Hobbybrauer und Buchautor Konstantin Mascher. Zu seinem Buch "Mass halten" findest du hier...
Interview mit Konstantin Mascher
Frage: Wie bist du denn zum Hobbybrauen gekommen?
Konstantin Mascher: Also damals hatte mein Schwiegervater Geburtstag und ich suchte ein originelles Geschenk für ihn. Damals lebte und studierte ich noch in Dresden. Ich fand dann zufällig eine Bierplakette mit derselben Bezeichnung wie der Nachname meines Schwiegervaters und kaufte es dann für ihn. Nun fehlte als Geschenk noch ein originelles Bier - am besten selbstgeraut. Ein anderer Bekannter sagte daraufhin, dass sein Kollege Bier braue und er es mir beibringen würde. Weitere zwei Jahre später begann ich dann mit so Einsteigersets mein erstes eigenes Bier zu brauen. Zuerst mit dem Sirup bzw. Bierwürzekonzentrat, das war zum Starten einfacher für mich. Das war vor insgesamt ca. 17 Jahren, also 2005.
Frage: Warum macht es dir so viel Spaß? Was ist die Motivation dahinter?
Konstantin Mascher: Das ist zum einen der Umstand, dass wir in einer hochtechnisierten Zeit leben und ich aber finde, dass man durchs Hobbybrauen hervorragend entschleunigen kann. Wenn mich Leute fragen, denken Sie oft, dass man zum Brauen immer aufwändige moderne Geräte benötigt. Überhaupt denken viele Menschen, man könne viele Produkte nicht selber herstellen. Und diesen Mythos entlarve ich gerne, das ist nicht so. Es gibt meinerseits nichts, was man nicht selber machen kann. Und das selbstgebraute Biere schmeckt natürlich auch meilenweit besser als die meisten industriell hergestellten Biere, die die Vielseitigkeit von Hopfen und Malzen in ihren Kombinationen gar nicht ausreizen. Die Brauereien schöpfen meist nicht das volle Spektrum aus und filtern das Bier außerdem sehr stark, um es zu standardisieren, keimfrei zu halten und klarer zu machen. Bei vielen Filtrationen wird auch Mikroplastik verwendet, um jede Form von Fremdkörpern und Trübung rauszuholen und die Haltbarkeit zu erhöhen. Dabei finde ich, dass gerade die Naturtrübung und der volle Umfang der natürlichen Bestandteile das Bier zu einem Bier machen! Man hat dann trotzdem ein paar Monate Zeit, es zu verkosten, was vollkommen ausreicht.
Ich bin in Südafrika geboren und groß geworden und dann im Alter von 19 Jahren nach Deutschland gezogen. Seitdem wohne ich in Reichelsheim im Odenwald. Das Bierbrauen hat mich quasi auch ein Stück weit mit der deutschen Tradition stärker verbunden. Das Gefühl, dass ich das Bier selbst gemacht habe und die große Portion Anerkennung, die ich dafür erhalte, sind Highlights, die ich mit dem Brauen verbinde.
Frage: Welches Bier braust du?
Konstantin Mascher: Direkt vor meinem Schlafzimmer wächst die Hopfensorte Bavarian Mandarin. Mit der braue ich dann meistens und am liebsten nach der Ernte ein sogenanntes Gartenbier, ich nenne es den "Gartentraum". Das ist wirklich Bier mit frisch geerntetem Hopfen aus dem eigenen Garten. Es ist vollmündig und süffig, hat eine rostbraune Farbe und einen malzigen Geschmack. Es ist nur leicht gehopft. Ich liebe die Nuancen, die ich beim Trinken schmecke.
Frage: Welchen Ratschlag hast du für Neueinsteiger?
Konstantin Mascher: Ich würde als allererstes immer erst empfehlen, einen Braukurs zu besuchen, bei dem mit rudimentärem Equipment gebraut wird (Einkochtopf). Nach dem Kurs würde ich für Zuhause empfehlen, zuerst mit Bierwürzekonzentrat Bier herzustellen. Da gibt es einfache Sets zu kaufen und man muss nicht gleich hunderte von Euros ausgeben, sondern beginnt mit einfachen Mitteln. Also man beginnt mit Flaschengärung und fängt damit "schlank" an. Und auch hier kann man noch einiges "tunen" bzw. adaptieren, indem man z.B. bei der Hauptgärung noch mal anderen Hopfen zugibt (Hopfenstopfen). So kann man feststellen, ob das Hobby überhaupt zu einem passt.
Frage: Wie verknüpfst du deinen Beruf und das Bierbrauen?
Konstantin Mascher: Ich bin Vorsitzender eines Werkes und damit in Vollzeit berufstätig. Nebenher braue ich mein Bier, ich halte sogar mittlerweile auch Seminare zum Bierbrauen ab, die heißen: "Mass halten". Das Seminar ist eine Kombination aus Bierbrauen und Lebensthemen. Da gibt es super Analogien dazu: die 7 Stufen des Brauprozesses und des Menschseins. Ich habe auch ein gleichnamiges Buch veröffentlicht, das "Mass halten" heißt. Ich schaffe also Parallelen zwischen dem Bierbauen und der seelischen Entwicklung einer jeden Person. Dabei konzentriere ich mich besonders auf den Mann und dessen Reifeprozess in Verbindung mit diesem Kult- und Kulturgetränk. Ein gutes Bier muss einen vollmundigen Geschmack haben. Ein Mann muss das in dem Sinne ebenfalls erreichen: einen bleibenden positiven und „gereiften“ Eindruck hinterlassen.
Frage: Gibt es sonst noch etwas, was du loswerden möchtest?
Konstantin Mascher: Mittlerweile braue ich 400 bis 600 Liter pro Jahr. Dafür fallen dann meistens ca. 5 bis 15 Euro Biersteuer an. Vom Hauptzollbeamten habe ich mitbekommen, dass sich in den letzten 15 Jahren die Zahl der Hobbybrauer ungefähr verzehnfacht hat. Und nach jedem Seminar, das ich gebe, fangen auch wieder zwei bis drei Personen mit dem Bierbrauen an. Der Trend ist toll. Bier ist ein unglaublich vielseitiges, leckeres und gesundes Getränk. Deswegen freue ich mich über jeden, der diese Leidenschaft für sich entdeckt und realisiert.
Wir haben sein Buch "Mass halten" nun auch bei uns im Onlineshop aufgenommen. Du kannst es hier erhalten...