Bitte ändern

  Ab 250 EUR oder Sack dabei versandkostenfrei (gilt nicht wenn Speditionsgüter enthalten sind)

  Versandkostenpauschale pro Bestellung

  Versand nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz

Im Interview mit Hobbybrauer Ivo Nawrath

Im Kontext unserer Serie: Wir interviewen Hobbybrauer folgt hier das Interview mit dem Hobbybrauer Ivo Nawrath aus Mainz. Er ist Teil der Brausportgruppe und braut bereits seit 2004 sein eigenes Bier. Im Folgenden das Interview:

Frage: Warum bist du Hobbybrauer geworden?

Ivo Nawrath: Es ist ein extrem spannendes Hobby, weil man mit wenigen Zutaten und etwas Kreativität unfassbar viele unterschiedliche Biere zaubern kann. Die Mischung aus Handwerk und Genuss macht einfach Spaß und man kann gut abschalten. So wie meine Frau Kuchen oder Brot backt, so braue ich halt mein Bier. Angefangen hat es ca. 2004 aus einer Bier-Laune heraus mit einem Kumpel. Es stand zwar auch die leise, unrealistische Hoffnung im Raum, dass es irgendwann mal günstiger sein würde als Kauf-Bier – aber wir fanden es einfach cool mal eigenes Selbstgebrautes trinken zu können.

Anfangs hatten wir keine "Kohle", wollten aber 150 Liter für eine interne Feier vom Verein brauen. Das war unsere erste Challenge: fast ohne Geld so viel Bier zu brauen! Das erste Konzept entstand hauptsächlich von dem antreibenden Kumpel, der bei seinem Schwiegervater schon mal am Topf beim Brauen zuschauen konnte. Die Überlegung war: Wir brauchen einen Kessel, müssen dann rühren, heizen, pumpen usw. So haben wir aus der Überlegung heraus eine Siemens Toploader-Waschmaschine zu einem Braukessel umgebaut und klinisch gereinigt. Eine Fritteuse wurde zur Erhöhung der Heizleistung dann noch als Durchlauferhitzer adaptiert. Jeder Sud fasste dann um die 50 Liter, also haben wir drei Mal hintereinander brauen müssen – teilweise ineinander verschachtelt. Das hat dann aber doch so 28 Stunden am Stück gedauert. Geläutert wurde in einer Kunststofftonne mit Hand-gebohrtem low-budget Läutersieb. Tatsächlich haben wir in dieser Phase sogar gleich untergärig gebraut, mit frischer Brauereihefe.

Frage: Wie ging es dann weiter?

Ivo Nawrath: Wir haben uns dann für die seltenen Braugänge irgendwann von dem unkonventionellen Konzept verabschiedet und sind auf Gasbrenner und Edelstahltöpfe umgestiegen. Pumpen und Durchlaufkühler folgten auch, da ich dann öfter auch alleine brauen musste. Das war aber immer eine Art Gypsy-Brewing, da ich zuhause keine Möglichkeit hatte zu brauen.
2018 haben wir ein Haus in Mainz gekauft und saniert und ich hatte ab da einen einfachen Keller, wo ich etwas regelmäßiger kleinere Sude brauen konnte. Ich mach das jetzt mit einem 50 Liter Topf, Rührwerk, Induktionsplatte und Thermobehälter. Auf diese Art mache ich meist Sude zw. 20 - 35 Liter. Nach der Gärung arbeite ich üblicherweise mit KEGs, ggf. später mit Flaschen über GDA.

Seit einem Jahr bin ich Mitglied der Brausportgruppe. Diese ist im  Rhein-Main-Gebiet angesiedelt. Aktuell sind wir >40 Mitglieder, Tendenz steigend. Unser Newsletter umfasst mittlerweile wohl so 300 - 400 LeserInnen. Im vorletzten Newsletter kam ich auch drin vor, weil ich unseren kleinen diesjährigen Hobbybrauerwettbewerb gewonnen habe.

In dieser Gruppe gibt es auch immer mal Gelegenheit sich an spannenden Projekten zu beteiligen, wie z.B. ein belgisches Quadrupel, welches als Gruppensud derzeit für 1 Jahr in einem Holzfass lagert.

Frage: Welche Biersorten braust du am liebsten?

Ivo Nawrath: Ich braue im Schnitt mehr untergärig, aber eigentlich alles querbeet. Von Lager bis Schwarzbier – oder eben von NEIPA bis Stout. Ich habe nicht das EINE Bier, welches ich ständig braue, sondern immer wieder etwas anderes. Dabei wird immer ein eigenes Rezept entwickelt und auch nicht mehr 1:1 wiederholt. Es geistern mir immer wieder neue Ideen im Kopf herum, die dann halt irgendwann mal umgesetzt werden müssen. Auch Spezialprojekte wie ein Eisbock kann mal dabei sein. Nur Themen wie Kveik oder Brettanomyces haben mich noch nicht so wirklich angesprochen. Es gibt also nie Biermangel bei mir Zuhause und die Auswahl bzw. Abwechslung ist zwischenzeitlich auch mal etwas größer.

Frage: Was ist für dich der wesentliche Unterschied zw. selbstgebrautem und gekauftem Bier?

Ivo Nawrath: Oftmals ist es so, dass der eigene Charakter des Bieres bei industriell hergestelltem Bier gerne „weg-designed“ wird, auf Mainstream ausgerichtet. Alles folgt der Gewinnmaximierung, auch bei den Rohstoffen. Das schmeckt man dann eben auch häufig. Wobei natürlich auch große Brauereien ebenfalls tolle länderspezifische Bierstile anbieten können. Craftbeer bietet hier schon eine deutlich weitere Spreizung an Interpretationen von „Bier“ – was spannend ist, aber manchmal dann auch an der Umsetzung schwächelt.

Homebrew kombiniert für mich den handwerklichen Aspekt und die Kreativität – wobei man sich als Hobbybrauer zumeist ohne Ausbildung oder umfassende technische Einrichtungen an ein gutes Ergebnis heranarbeiten muss.

Also mein Beispiel wäre hier, wenn man jmd. den Auftrag gibt einen Stuhl zu bauen. Ein gelernter, erfahrener Tischler wird hier sicherlich einen wunderbaren, stabilen Stuhl mit seinen Maschinen bauen. Wenn ich allerdings selber versuche ohne Ausbildung mit rudimentären Mitteln in der Garage etwas genauso gutes (oder womöglich noch besseres) zu kreieren wird es knifflig. Es mit ein bisschen Geduld und Geschick dennoch hin zu bekommen ist die Herausforderung. Idealerweise so, dass man das Gelernte dann auch treffsicher übertragen kann – in dem Beispiel vielleicht in einen Tisch oder eine Hollywood-Schaukel – genau so, wie man es sich vorstellt.

So empfinde ich auch die Herausforderung beim Hobbybrauen in all seinen möglichen Variationen. Man benötigt etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um den Prozess und die Rohstoffe als Laie einigermaßen unter Kontrolle zu haben. Das ist wichtig, damit man im Brauprozess direkt auf Probleme reagieren kann und das Bier auch über die gesamte Lagerzeit den eigenen Vorstellungen entspricht.

Frage: Was würdest du einem blutigen Anfänger empfehlen?

Ich würde ihm empfehlen, möglichst viele vertrauenswürdige Quellen aufzusaugen und zu versuchen grob zu verstehen was in den unterschiedlichen Schritten des Prozesses eigentlich passiert und vor allem wie sich die Vorgänge beeinflussen. Auch die tatsächliche Durchführung und die benötigten Gerätschaften mal theoretisch sauber zu durchdenken ist aus meiner Sicht wichtig, um nicht früh zu scheitern. In welches Equipment investiere ich erst mal und in welches nicht ist eine Prioritätensetzung, die aus Kostengründen oftmals ganz am Anfang steht.

Im Idealfall sollte man einem anderen Hobbybrauer mal von Anfang bis Ende zur Hand gehen – so bekommt man den besten Einblick. Das Bier dieses Brauerkollegen sollte man vorher sicherheitshalber mal probiert haben. Ein wenig Ehrfurcht vor den beiden großen S (Sauberkeit und Sauerstoff) wird dieser hoffentlich dann auch vermitteln.

Glaubt aber nicht unbedingt alles, was ein selbsternannter Brauer in einem kurzen Post oder Rezept im Internet hinterlässt. Nur weil es jemand irgendwo hinschreibt muss es nicht gut und richtig sein (oder für deinen Fall passen). Einige wissen es selbst noch nicht so richtig und es wird öfter mal „stille Post“ gespielt. Da sollte man eher auf veröffentlichtes Material zurückgreifen das von erfahrenen Leuten z.B. in Braumagazinen für die Hobbybrauer-Klasse erstellt wurde. Solche kleinen hochwertigen Quellen miteinander kombiniert eignen sich eigentlich ganz gut für das Selbststudium von Einzelthemen (als Beispiel Wasseraufbereitung).

Ich selber habe für mich viel gelernt, als ich meine ganzen Berechnungen für das Brauen in einem eigenen Excel-Tool zusammengestrickt und stetig erweitert habe. Man stolpert damit unweigerlich über so kleine, feine Details oder Fragestellungen, die sonst untergehen.

Frage: Konntest du schon Freunde von der „Magie des Bierbrauens“ überzeugen?

Ich hab tatsächlich meine Frau zur Biertrinkerin gemacht. Sie trinkt nur noch widerwillig gekauftes Bier und freut sich am meisten über Selbstgebrautes – wenn es nicht zu ausgefallen ist. Meine Mutter nimmt sich ebenfalls gerne mal ein paar Fläschchen mit nach Hause und freut sich immer, wenn es neue Biere zum Probieren gibt.

Die Brausportgruppe Rhein-Main wächst auch immer weiter, weil sich andere von unserem „Braufieber“ anstecken lassen. Das soll im Verein idealerweise zukünftig auch mit kleinen Events und Ausschank noch etwas unterstützt werden. Mal schauen welche Optionen sich im nächsten Jahr anbieten.


 

Braumarkt GmbH
2022-09-30 07:01:00 / Allgemeine Infos

Bereit, dein Bier auf das nächste Level zu bringen? WHC Labs Hefen sind die perfekte Wahl für alle, die höchste Qualität und herausragende Ergebnisse beim Homebrewing suchen. Hier findest du, was...


28.06.2024
Braumarkt GmbH

Erfahre hier mehr über die Hopfensorten Cashmere und Challenger und probiere sie bei deinem nächsten Brauerlebnis aus!


26.06.2024
Braumarkt GmbH

Ganz neu für dich in unserem Sortiment: Die Brausysteme von Easybrew! Perfekt für den Einstieg in die Heimbrauerei, bekommst du hier hochwertiges Equipment zum attraktiven Preis!


21.06.2024
Braumarkt GmbH

Verpasse nicht die neuesten Kolumnen und bierigen Bemerkungen von Volker R. Quante und tauche tiefer in die Welt des Bieres ein!


19.06.2024
Braumarkt GmbH